Friedhof der Heimatlosen
Eduard Pietzcker
Ein Sommernachmittag im Hel’schen Wald-
Von fernher das Rauschen des Meeres erschallt.
Die Erika blüht an den Wegen.-
Wir wandern im Kiefernwald zu zwei’n.
Es zittert gespenstisch der Sonnenschein-
So geht es Alt-Hela entgegen!
Drei einsame Gräber versperren den Weg!
Aus Kieferngebälk ein gar enges Geheg-
Die Pforte zum Friedhof steht offen!
Ein schwarzes Kreuz raget aus moosigem Grund.
Drei Gräber! Drei Zahlen nur tuen uns kund:
Hier endete Schaffen und Hoffen!
Eins, zwei, drei- drei Zahlen, sie leuchten schon weit!
Sie geben dem Wanderer kurzen Bescheid:
Hier endeten einstens drei Leben.
Kein Rang, Stand und Name! Nichts kündet uns an,
Wer hier plötzlich hielt auf der Lebensbahn-
Drei Zahlen, sie deuten es eben!
Wann warf Euch die Welle wohl hier an den Strand,
Wem habt Ihr die letzten Grüße gesandt,
Wann nahte die Todesstunde?
Habt lang Ihr gekämpft mit der brandenden See
Und schaute das Auge noch einmal zur Höh?
Nichts gibt von dem Tode uns Kunde!
Wo brachen die Masten, wann sank Euer Kiel,
Wohin ging die Reise und wo war das Ziel,
Und standet Ihr einsam im Leben?
Ach, wartete heim gar die Kinderschar?
Nichts kündet uns, wo Eure Heimat war.
Drei Zahlen, sie deuten es eben!
Drei einsame Gräber im Hel’schen Wald.-
Hier, wo das Kreischen der Möwe verhallt,
Die Welle zur Düne getragen,
Der Sturmwind über die Kiefern geht,
Ein schwarzes Kreuz zur Erinnerung steht-
Der Friedlosen Friedhof sie sagen!
Die Woge der Ostsee warf dumpf sie ans Land,
Von Niemand beweint, von Niemand gekannt,
Von Niemand im Sturme gerettet,
So ruht ihr von Eurem Tagewerk aus
Da drunten im fichtenen Bretterhaus,-
Im Wald von Alt-Hela gebettet!