Der Gottesacker
Dichter unbekannt


Hier ruht von eurer letzten Fahrt ihr aus!
Mein Fuß hält still! Die Friedhofspforte offen.
Der Gottesacker an dem Gotteshaus-
Hier hat ein Ende euer Sorgen, Hoffen!

Der Goldlack leuchtend auf den Gräbern blüht.
Ich wandre durch die stillen Hügelreihen.
Die Welle singt ihr altgewohntes Lied
Und überm Wasser hoch die Möwen schreien.

Hier also ruht ihr aus von letzter Fahrt!
Das Ruder es entsank den harten Händen.
Die maschigen Netze hängen wohlbewahrt,
Die euer täglich Brot euch täglich spenden.

Noch fährt dasselbe Boot auf See hinaus,
In dem ihr auf den Fischfang oft gefahren;
Noch steht das ziegelbedeckte Haus,
In dem die Kinder aufgewachsen waren.

Der Eltern Hausrat ehren sie noch heut,
Am Spinnrad wird noch immer Garn gesponnen,
Der blaue Rock ist noch das Festtagskleid,
Das Wasser schöpft man aus demselben Brunnen.

Ich sehe Namen auf dem Stein, auf Holz!
Da treten sie verwittert mir entgegen.
Ich finde Namen, die da einst mit Stolz
In Hela sind genannt und ihm zum Segen.

Kirchhof von Hel! Stets suche ich dich auf,
Wenn mich das Schiff gebracht von ferner Küste!
Dann weiß ich, wer vollbracht den Lebenslauf
Und wessen Lebensabend ging zu Rüste.

Noch immer blüht der Goldlack! Blütenschwer
Hängt duftend noch des Lindenbaum Gezweige
Und von der Küste grüßt der Vollmond her
Die Gräberreihen, wenn der Tag geht zur Neige!

Die ihr in Sturm und Wetter hieltet aus,
Auf schwachem Boot, dem Tod ins Aug‘ geblicket,
Wie schlummert still ihr in dem ficht’nen Haus,
Dem Leid, der Sorgen dieser Welt entrücket.

Nur Sonntag wacht ihr auf, wenn Orgelklang
Hell die Gemeinde ruft zum Sang und Beten!
Dann schreitet schweigend ihr zur hölzern Bank
Und lauscht, was euren Enkeln ist vonnöten!

Wird euer still dann im Gebet gedacht,
Legt ihr aufs Neu euch unterm Hügel schlafen,
Ihr, die vom Meer in Sturm und Nacht gebracht
Das Lebensschifflein in den Heimathafen!

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