Ausfahrt zum Fischfang
Martin Struck
Heut' plätschern sanfte Wogen
Am sonnenhellen Strand.
Nun wird hinabgezogen
Das Boot vom weißen Sand.
Es fährt nach seiner Beute
Der Fischer eifrig aus
Und wünscht, er brächte heute
Recht guten Fang nach Haus.
Nun legt die Ruder in das Boot,
Hinein das Netz, die Manzen,
Die Flasche Kaffee und das Brot
Steckt in dem Leinenranzen,
Korb, Ölzeug - und dann stoßt vom Land!
Zum Fischefang wir fahren,
Droht auch die dunkle Wolkenwand,
Die kennen wir seit Jahren.
Da liegt vor uns die blaue Flut!
Kaum sich ein Lüftchen reget,
Solch ein Tag, der ist zum Fischen gut,
Wenn kaum die See sich reget.
Ein Schleier deckt das Küstenland,
So fuhren wir zu dreien.
Hoch schon die Sonn' am Himmel steht,
Hörst du die Möwen schreien
Am Ufer steht die junge
Beherzte Fischersfrau,
Ihr Tuch mit frohem Schwunge
Weht in dem Winde lau.
Fahr wohl, du Guter, Lieber,
Daß Gott dich mir bewahrt!
Komm' wohlbehalt hinüber
Und habe gute Fahrt!
Die schwielige Hand das Ruder hält,
Jetzt sind wir weit vom Strande.
Nun schnell die Netze ausgestellt
Und von des Bootes Rande
Rollt Netze und Leine in die See -
Es kann der Zug beginnen.
Was werden aus dem heutigen Fang
Wir dreien wohl gewinnen?
Zehn Schock sogar und noch viel mehr,
Recht große, gute Fische,
Die großen gebt zum Räuchern her,
Die kleinen nehmt zu Tische
Erst aus der Flasche einen Zug,
Ein bißchen Brot zu zweien,
Dann lasset in die tiefe Flut
Die Netze wieder gleiten.
Der Sturm, der hinter Hügeln
Vielleicht jetzt schlummernd ruht,
Mit deinen wilden Flügeln
Verschone heut' die Flut,
Nicht wandle du in Leiden
Ein Glück so reiner Art,
Gesegne Gott die Dreien
Dem Schifflein gute Fahrt!
Und stärker rauscht die Welle
Und wieder geht das Netz zum Grund
An einer passend Stelle.
Und als die Sonne langsam sinkt
Und auf der See wird's frischer
Der Strand schon und die Hütte winkt,
Nun kehren heim die Fischer.
Nun wird der ganze Fang sortiert
Geheizt wird die Kombüse
Und aufgereiht, ganz stolz, marschieren
Die Fische nun in diese.
Vom Heidekraut und Buchenholz
Das gibt ein richtiges Feuer.
Und aus dem Hauche kehrt sie stolz
Zurück und wird auch teuer.
Am nächsten Tag fährt in die Stadt
Mit ihrer guten Ware
Die Tochter, die am Fischmarkt hat
Den Stand schon viele Jahre.
Dort bietet sie die Fische feil,
Die schönen, braunen Flundern.
Und setzt auch ab den ganzen Teil,
Das "Wie" ist zu bewundern.
Wenn täglich gut der Fischfang geht,
Wie ich ihn hier beschrieben,
Dann ist gewiß im Herbste gut
Auch ein Gewinn geblieben.
Doch leider kehrt der Fischer heim
Gar oft mit leeren Händen,
Dann kehrt auch manchmal Not ihm ein,
Gott soll ihm Segen spenden!