Abschied von Hela

von Pfarrer Bruno Walter

Bei der Abschiedsfeier in der Kirche am 29. Mai 1938 vorgetragen und später etwas erweitert.

1. Mein Hela, teure Heimat Du,
    Du stilles Eiland mitten im Meere,
    Du gabst seit alters uns Zuflucht und Ruh',
    Das sag ich zu Gottes Ehre.

2. Du liegst in des Meeres weitem Arm,
    Aus seinen Tiefen dereinst geboren,
    Drum küßt es oft Dich mütterlich warm
    Mit kosender Welle traumverloren.

3. Dir schmückt sich's mit leuchtend schimmernedem Kleid
    In wunderbaren Farben und Falten.
    Den nährenden Segen hält es bereit
    Den Fischers Netze suchen und halten.

4. Doch braust es auch mit gewaltiger Wucht
    Im Sturme schäumend mit reißenden Wogen.
    Gar ernst und streng ist dann seine Zucht:
    Nicht weich, nein hart sollst Du sein erzogen.

5. Hier lebten die Väter, hier zogen sie aus
    Nach anderen fernen Ländern und Meeren.
    Doch kehrten sie gern dann wieder nach Haus
    Die Heimat nicht lang zu entbehren.

6. Hier wartet Mutter, Schwester und Braut
    Des fernen Geliebten mit Hoffen und Bangen.
    Hier wurden die zwei sich angetraut
    In eh'licher Lieb' einander zu hangen.

7. Hier fuhr er aus zum täglichen Fang,
    Die Frau besorgte das Haus und die Kinder.
    Hier wirkten sie beide ihr Leben lang,
    Bis der Tod sie rief , sei's spät, sei's geschwinder.

8. Hier fanden sie ihre letzte Ruh'
    In heimischer Erd', in der Kirche Schatten.
    Des Meeres Rauschen das Lied dazu
    Wie's schon die Väter vernommen hatten.

9. Die alte Kirche an Ufers Rand
    Schaut hoch auf die See und das Meer der Zeiten,
    Dem Schiffer zeigt sie den weg zum Land,
    Dem Christen den Kurs der Ewigkeiten.

10. So kam zu allen Gottes Wort,
    In Kirche, Schule und Haus bereitet.
    Den Lebensweg bis zum letzten Ort
    Hat's ihnen geredet, gesungen, geläutet.

11. Nun heißt es von der Heimat fort,
    Jetzt still, wir alle, die Anker lichten!
    Des Abschieds Weh den Blick umflort,
    So wollen wir zu Gott uns richten.

12. "Wir danken, Herr, für Deine Huld,
    In all den langen hundert Jahren!
    Vergib uns unsre große Schuld
    So wollen wir getrost abfahren.

13. Hast Du geführt uns durch's Gericht
    Wir wollen uns darunter beugen.
    Laß leuchten uns Dein Gnadenlicht,
    So wird ein ewig erb' uns eigen.

14. Sei Du nur selbst uns Steuermann
    Zur Fahrt in den künftigen Morgen
    Dann kommen wir sicher im Hafen an
    Dann sind wir hier und driben geborgen."

15. Und schwinden dann Kirche und Dorf in Fern',
    Des Leuchtturms winkende Feuer scheiden,
    So leuchtet Erinnerung als milder Stern,
    So wird der Heimat Bild uns begleiten.

Mit herzlichem Abschiedsgruß und Segenswunsch gewidment von Eurem bisherigen Pfarrer Bruno Walter.

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