Regelmässig werden über Reisebüros Busfahrten in die alte Heimat organisiert. Diesen Reisebericht über eine Fahrt 2007 hat Anni Schröder, geboren als Anni Ulrich 1930 in Danzig-Neufahrwasser, jetzt wohnend in 23775 Großenbrode, verfasst. Der Bericht erschien zuerst im "Heimatblatt für die Kreise in Westpreußen", das die Genehmigung zum Abdruck freundlich erteilte. Die Qualität der Bilder hat durch die technische Bearbeitung leider gelitten. Wir bitten, dies zu entschuldigen.
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Heimattreffen der „Helschen“ auf der Halbinsel Hela, vormals Westpreußen.
Zum wiederholten Mal haben wir mit ,,Nordlandreisen" eine Fahrt in die Heimat organisiert. Die meisten Reiseteilnehmer wohnen jetzt in Großenbrode, Heiligenhafen, Laboe und Travemünde. Auch einige von unseren Kindern nehmen gern an diesen unterhaltsamen Reisen teil. Die Busfahrt dauert ca. 12 bis 15 Stunden und ist sehr lustig. Man trifft Bekannte und freut sich gemeinsam auf das Wiedersehen in der Heimat.
Wir wohnen in einem Hotel in Jurata. Unser Heimatdorf ist aber das kleine „Dorf Hela" an der Spitze der Halbinsel. Dorthin fahren wir gleich am folgenden Morgen, um endlich wieder Heimatboden unter den Füßen zu haben. Dann spazieren wir die Dorfstraße entlang, weiter durch den Wald, und unser erstes Ziel ist der Leuchtturm, auf Plattdeutsch „Die Bliese" genannt.
Dieses Mal hatten wir Glück, wir können hinaufsteigen, um die schöne Aussicht bei herrlichem Wetter zu genießen. Dann folgten wir dem Weg durch den Wald bis zum Außenstrand. Wir setzten uns in den Sand und schauten auf die Ostsee und freuen uns, hier zu sein. Weiter gehen wir am Strand entlang, mit den Füßen im Wasser, um die Landspitze herum zurück ins Dorf und nehmen unser Mittagsmahl in einer alten, urigen Fischerkneipe ein (leckere Fischsuppe, frischen, gebratenen Lachs).
Dann bummeln wir weiter durch das Dorf, bleiben hier und dort stehen, erinnern uns an frühere Zeiten, als wir hier als Kinder gespielt haben und zur Schule gegangen sind. Einige von uns kaufen Bernstein-Andenken ein. Weiter geht es zum Hafen, wo wir die Robben-Aufzucht-Station besichtigen, die eine Attraktion in Hela ist.
Dann noch ein Gang auf der großen Mole, wo Ausflugsdampfer und Fischkutter anlegen. Auf dem Rückweg haben wir schon die Evangelische Kirche im Blickfeld, die unser nächstes Ziel ist. Darin befindet sich heute das Fischerei-Museum.
Herr Krystek, unser Reiseleiter, hat es möglich gemacht, dass wir mit dem Einverständnis von Frau Direktorin Baguszewska, erstmalig hier Kirchen- und Heimatlieder singen dürfen. Wir stehen auf der Empore; wo früher die Orgel war. Das war ein großes Erlebnis und alle hatten Tränen in den Augen.
Zum Schluss wurden wir gebeten, uns in die Gäste-Chronik des Fischereimuseums einzutragen. Dabei wurden wir fotografiert und in der Regionalzeitung (Dziennik Baltycki) wurde darüber berichtet, unter der Überschrift: Eine sentimentale Reise nach Polen. Die Helschen aus Deutschland. Das war ein schöner, ereignisreicher Tag, den wir abends im Hotel mit einem Wodka, im Gesprächsaustausch und mit Gesang ausklingen lassen.
Der folgende Tag führt uns nach Danzig: Wir bummeln durch die engen Gassen, an Kellerläden vorbei, überall wird Bernstein angeboten. Wir besichtigen die Marienkirche, die schönen, restaurierten Häuser, den Artushof und den Neptun-Brunnen. Es geht weiter zur Motlau am Krantor vorbei. Einen Besuch machen wir noch in dem kleinen Geschenkladen „Der Bovje", ein Unikat in Danzig. Das nächste Ziel ist die Kathedrale in Oliva. Dort wird uns ein Konzert auf der klangvollen Orgel geboten. Dann begeben wir uns ins schöne Seebad Zoppot, laufen auf dem Seesteg entlang und genießen den schönen Ausblick.
Abends wird wieder beisammen gesessen und von alten Zeiten erzählt.
Unser nächstes Ziel sind die Wanderdünen von Leba. Wir haben es fast alle geschafft, die hohe Düne hinauf zu klettern. Es ist ein Erlebnis, oben zu stehen, den Ausblick auf das offene Meer einerseits und auf den großen Lebasee andererseits zu genießen. Den Fischerort Leba haben wir dann auch noch besichtigt. Und wieder ging ein schöner Tag zu Ende.
Es bleibt uns nur noch ein Tag bis zur Abreise, und es ist selbstverständlich, dass wir diesen in unserem Heimatort Hela verbringen. Wir fahren mit dem Zug dort hin, genauso, wie wir es als Kinder früher gemacht haben. Wir verleben einen schönen Tag, schwelgen in Erinnerungen und nehmen Abschied. Der Vorabend unserer Heimreise beschert uns noch einen „Heimatabend" mit gemütlichem Beisammensein, und dem Singen von Helaliedern.
Bereits auf der Heimfahrt schmieden wir neue Pläne, in zwei Jahren, wieder unser Heimattreffen in Hela zu veranstalten, so Gott will, wir leben und gesund sind.