Auf der Flucht aus Hela hatte Familie Hallmann das "Gold der Ostsee" mitgenommen. Drei große Bernsteine, so groß wie Fäuste, erinnern an die Kindheit in der alten Heimat. Artikel aus der Heiligenhafener Post vom Dezember 2014.
HEILIGENHAFEN • Drei große Bernsteine, so groß wie Fäuste, erinnern die Geschwister Rudolf Hallmann, Reinhard Hallmann und Gertrud Speer (geborene Hallmann) an die Kindheit in der alten Heimat, Hela bei Danzig. Der Vater, Emil Hallmann, war Fischer und hatte oft auch Bernstein aus der Ostsee gefischt. 1943, kurz vor der Flucht aus Hela, war eine ganze Fischkiste gefüllt mit dem „Gold der Ostsee".
Da man auf der Flucht nur das Nötigste mitnehmen konnte, musste die Familie Hallmann den größten Teil des „Schatzes" zurücklassen. Rudolf Hallmann, heute 81 Jahre alt, suchte die drei schönsten Bernsteine aus und gab einen Stein seiner Schwester und einen Stein seinem Bruder. Auch die Mutter hatte etwas Bernstein mitgenommen, denn vielleicht konnte man das „Gold der Ostsee" auf der Flucht gegen Lebensmittel oder andere Sachen eintauschen.
Während der Vater mit seinem Kutter noch bei der U-Boot-Flotte dienstverpflichtet war, quartierte sich die Mutter mit den sechs Kindern auf dem Frachter „Pionier" ein, um vor den anrückenden russischen Truppen in Richtung Westen zu flüchten. Unversehrt kam man im April 1945 in Lübeck an. Über Umwege kam die Familie dann nach Heiligenhafen. Vor Hela, in der Danziger Bucht, befand sich damals ein großes U-Boot-Übungsgebiet. Dort war Vater Emil Hallmann mit seinem Kutter als Versorger eingesetzt.
Mit dem Rückzug der deutschen Truppen wurde auch die U-Boot-Flotte, die in Hela einen Stützpunkt hatte, nach Westen verlegt. So kam auch Emil Hallmann nach Hamburg und später nach Kiel. Nach Kriegsende sollte der Vater für die Engländer fischen, was aber ohne ausreichende Ausrüstung schlecht möglich war. So konnte sich der Vater mit dem Kutter nach Kappeln absetzen, von wo aus er nach seiner Familie suchte. Weil der Vater wusste, dass der Frachter „Pionier" in Lübeck angekommen war, begann seine Suche dort.
Wenige Wochen später konnte Emil Hallmann seine Frau und die sechs Kinder wieder in die Arme schließen. In Heiligenhafen im Barackenlager II fanden die Hallmanns, wie auch andere Fischerfamilien aus Hela und Danzig, ein neues Zuhause. Rudolf und Reinhard Hallmann sowie die Schwester Gertrud erinnern sich noch heute gerne an diese Zeit, die sie mit den andern Geschwistern Horst, Lilly und Anita hier verbrachten. Die Warderstadt ist für die Geschwister zur neuen Heimat geworden. Die drei großen Bernsteine symbolisieren noch heute den Zusammenhalt der Familie und erinnern an die Flucht aus der alten Heimat. • ft