Anlässlich der 400-Jahr Feier der evangelischen Kirche und Gemeinde in Hela wurde 1925 von Pfarrer E. May folgende Festschrift verfaßt, die die Geschichte der Gemeinde und den Aufbau der heutigen Peter- und Paulskirche beschreibt. (Die Bilder sind diesem Artikel teilweise neu hinzugefügt).

I. Geschichte der evangelischen Kirche zu Hela.

Kirche vom noch unbefestigten Strand aus gesehenDie erste evangelische Kirche zu Hela, deren Vorhandensein geschichtlich bezeugt worden ist, stand auf dem sogenannten langen Haken innerhalb der Stadt Alt-Hela eine Viertelstunde nordwestlich von der jetzigen Ortschaft gelegen. Sie hieß Liebfrauenkirche und soll von drei Jungfrauen, die in grauer Vorzeit dort aus Seenot errettet wurden, aus Dankbarkeit gestiftet worden sein. Ihre Ruine stand noch 1705, später wurde dort noch Manches ausgegraben. Im Laufe des schwedisch-polnischen Krieges schossen Schweden oder schwedische Seeräuber die Stadt und Kirche in Brand, Krankheiten traten auf, und Alles, was noch an Leben vorhanden war, zog sich nach Neu-Hela, dem heutigen Orte, welcher schon lange neben Alt-Hela bestanden hatte, und wo sich auch schon der älteste Teil unserer heutigen Kirche „Peter- und Pauluskirche“ genannt, befunden hat.

Die Kirche in Alt- und die Kapelle in Neu-Hela waren bei ihrer Erbauung katholisch gewesen, aber schon im Februar des Jahres 1525 wählte der Rat von Hela mit Bestätigung des Magistrats der Stadt Danzig, der damals schon Patron des „Helschen Landes“ war, einen Magister Heinrich zum Kaplan von Hela mit dem Auftrag, Gottes Wort so zu verkündigen, wie es in Danzig selbst gelehrt würde, nämlich lutherisch. Demnach besteht die evangelische Gemeinde zu Hela seit 1525, wenn auch erst seit 1580 ganz Hela sich zum evangelischen Glauben bekannt hat. Im Jahre 1538 traf der Rat von Hela wieder eine Vereinbarung mit dem damals neu berufenen Prediger Bartolomäus Hicanus, dahin lautend, daß er gemäß der Augsburgischen Konfession predigen sollte. Alt-Hela verfiel indessen immer mehr und mehr, jetzt deckt schon lange alle Ruinen fliegender Seesand, an der dortigen Kirche haben auch nicht mehr viele evangelische Pastoren amtiert. Alten Nachrichten zufolge soll dem Rat der Stadt Hela auch die Kirche von Schwarzau unterstanden haben, und noch heute wird dort ein - wie man sagt - wundertätiges Muttergottesbild gezeigt, das bei der Reformation in Hela ins Meer geworfen und in Schwarzau angetrieben und geborgen sein soll. Die Kirchenbücher von Hela sind seit 1631 erhalten, die ersten Aufzeichnungen sind nach einer Notiz in dem Buch von 1631 durch Brand verloren gegangen.

Kirche im Wandel der Zeit - 3 - ca. 1960Die Geschichte unserer Kirche hängt mit der politischen Geschichte Hela’s eng zusammen. In ihren ersten Jahrzehnten hatte die junge evangelische Gemeinde zu Hela viel mit den Katholiken zu kämpfen. Auch später, im l7. Und 18. Jahrhundert, ließen die Kriege jener Zeit und die drückende Abhängigkeit, in der Danzig die aufstrebende Stadt Hela hielt, ein rechtes Leben in Hela nicht aufkommen. Trotz alles äußeren Druckes hatte die Kirche doch eine Menge reicher Schätze ansammeln können. Diese mußten 1562 auf Anordnung des Magistrats der Stadt Danzig dorthin gebracht werden - angeblich zu ihrer Sicherheit - aber wie vieles Andere, sind auch sie in den Stürmen des schwedisch-polnischen Krieges verschwunden. Etwas ähnliches ereignete sich 1806/7 zur Zeit des unglücklichen Krieges. 1734 beschoß eine russische Flotte Hela, der Anführer ließ sich aber nach langem Bitten des Pfarrers und einiger Ratsleute dazu bewegen, die Stadt Hela zu schonen. Zum Andenken an diese Begebenheit hängt seit jener Zeit das Modell einer russischen Fregatte mit voller Takelage in der Kirche. Während des unglücklichen Krieges und gleich danach kamen verschiedentlich französische Offiziere nach Hela und trieben eifrigst Propaganda, um den Ort wieder katholisch zu machen, aber sie hatten kein Glück mit ihrem Vorhaben. Der Pfarrer mußte damals zum französischen General Léfèbre reisen, der sein Hauptquartier in Pietzkendorf im Großen Werder hatte, und um Hilfe gegen die zudringlichen Gäste bitten. Ueberhaupt war Hela zu allen Zeiten den Katholiken ein Dorn im Auge, und von den verschiedensten Seiten sind offen und versteckt bis in die heutige Zeit hinein Versuche gemacht worden, Hela wieder für den Katholizismus zu gewinnen. Aber seit sich Hela‘s Bevölkerung einmal für die reine Lehre des Evangeliums entschieden hat, hat sie eisern daran festgehalten und wird es mit Gottes Hilfe auch ferner tun. Seit alter Zeit war es feststehende Sitte in Hela, daß nur Evangelische das Bürgerrecht gewinnen und wichtige Ämter bekleiden konnten. Jetzt ist das infolge der veränderten politischen Verhältnisse anders geworden.

Das kirchliche Leben der Gemeinde hat im Lauf des 19. Jahrhunderts äußerlich wenig Aenderungen erfahren. Im Jahre 1907 wurde das so lange im Gebrauch befindliche Danziger Gesangbuch von dem neu in Ost- und Westpreußen eingeführten abgelöst. Im Jahre 1895 wurde die neue Agende eingeführt. In den Jahren 1887/88 wurde die große Kirchenreparatur vorgenommen, von der an anderer Stelle die Rede sein soll. - Aufs innerliche Leben der Gemeinde gesehen, muß je länger umso dringender das Wort ins Herz und Gewissen geschärft werden: „Wir müssen werden, wie die Väter waren“! Manche alte, fromme Bitte der Väter und Voreltern, wie die Hausandacht und das früher so sehr geübte und beliebte singen der Kirchenlieder in den Häusern ist fast ganz abgekommen. Andererseits hat die Not des Krieges und der Nachkriegszeit Viele wieder zur Innerlichkeit erzogen und ihr Leben mehr in die Bahnen der Väter zurückgelenkt. Noch ist Hela keine Diasporagemeinde, und auch in den letzten Jahren hat sie bei ihrer äußerlichen Geschlossenheit und dem ganz geringen Prozentsatz Andersgläubiger am Orte keine Glaubensnot zu spüren brauchen. Daß sie sich auch in kommenden Zeiten würdig zeige ihrer Väter-, bleibe umgeben von den Meereswogen eine ausrechte Burg, an der alle Anfeindungen und Glaubensnöte zerstäuben, wie Wasserflut an einem Felsen, ein Leuchtturm, von dem aus das reine Feuer echt evangelischen Glaubens und Bekennens weit hinausleuchte in alles Land nah und fern, das walte Gott.

 

II. Das Kirchengebäude.

Kirchturm im Wandel der Zeit - 1Noch im Jahre 1705 standen Trümmer der alten Liebfrauenkirche, die Ende des 16. Jahrhunderts mit Alt-Hela den Flammen zum Opfer gefallen war. In Neu-Hela, dem heutigen Orte, wird eine Kirche 1431 zum ersten Mal erwähnt, dieselbe wird 1483 zuerst urkundlich als Peter- und Paulskirche bezeichnet, 1494 wird eine Annen-Kapelle genannt, die vielleicht der älteste Teil der heutigen Kirche ist. Die Kirche hat die Form eines Kreuzes, ist aber äußerlich nicht ganz symmetrisch. Im Kopfende der Kreuzform stand früher der Turm, der eine Uhr trug; im Lauf der Zeit wurde der Turm baufällig und ein Sturm zerstörte ihn am Sonntag Invokavit des Jahres 1861. Leider hat man versäumt, ihn wieder herzustellen und bei der großen Reparatur im Jahre 1888 an seiner Statt auf das Dach einen unschönen Dachreiter aufgesetzt, seitdem sind dauernd Reparaturen nötig. Auch das schöne Innere der Kirche, alte Malereien, das geschnitzte Gestühl besonders schön und kunstreich waren die Aeltestensitze, der Ratsstuhl und der Pfarrstuhl. Alles ist dem Mangel an Verständnis des Bauleiters und des Pfarrers, und dem Vandalismus der Arbeiter zum Opfer gefallen. Etwas von den alten Malereien ist noch in der Sakristei erhalten, teile auf einem alten Beichtstuhl teils auf der Tür, durch die man von der Sakristei zur Kanzel geht. Im Winter 1919/20 wurde die Kirche an die neu in Hela erbaute elektrische Lichtleitung angeschlossen, aber so, daß dadurch die Schönheit der alten Kronen und Blaker nicht beeinträchtigt wurde. Im Sommer 1920 wurde dann die solange geplante Ausmalung der Kirche im alten Stil durchgeführt.

 

III. Die Glocken.

Früher hatte unsere Kirche drei Glocken; die größte war im Glockenhaus mitten im Dorf aufgehängt, damit bei starkem Sturm das Läuten bis an‘s andere Ende des Dorfes zu hören war. Wegen eines kleinen Schadens wurde diese Glocke umgegossen, verlor so ihren Altertumswert und mußte infolgedessen im Laufe des Krieges abgeliefert werden. Leider war es nicht mehr möglich, nach Ablauf des Krieges die Glocke wieder in den Besitz der Kirche zu bringen. Die beiden kleineren Glocken sind im Glockenstuhl im Dachreiter aufgehängt eine stammt aus dem Jahre 1642, die andere aus dem Jahre 1778, sie sind auf Grund ihres Altertumswertes der Kirche geblieben.

 

IV. Die Orgel.

Die Orgel in unserer Kirche stammt aus dem Jahre 1752. Die bis dahin benutzte alte, kleine Orgel hatte damals ausgedient, und das neue Instrument wurde mit großem Pomp eingeweiht. Zu der Feier erschien, wie der Chronist meldet, der hochedle Administrator des Landes Hela, Herr Julius Reyger, Bürgermeister zu Danzig, empfangen mit Ehrenpforten, Kanonen- und Flintenschüssen. Seit mehr als 100 Jahren war dieses der erste Besuch eines Administrators terrae Helensis in Hela, aus welchem Grunde auch dem hohen Besuch alle nur erdenklichen Ehren bereitet wurden. Der Herr Administrator soll dann, wie die Chronik weiter schreibt, die Bevölkerung von Hela mit etlichen Tonnen Bier delektiert haben, sonderbarerweise auf dem Kirchhof. 152 Jahre später, im Jahre 1904 mußte dann die Orgel renoviert werden. Heute macht sie mit ihrem schönen Prospekt, ihren schön geschnitzten und teilweise vergoldeten Verzierungen einen mächtigen Eindruck. In der harten Notzeit des Weltkrieges hatte auch unsre Orgel ihre Zinnpfeifen für’s Vaterland opfern müssen, aber gleich im ersten Jahr nach dem Kriege gelang es, neue Pfeifen zu beschaffen. Unsre Orgel hat 15 Register.

 

V. Der Altar.

Schon beim Betreten der Kirche zieht der Altar den Blick des Besuchers auf sich, und jeder fragt unwillkürlich: „Wie kommt das schöne, alte Altarbild in dieses Dorfkirchlein, für das es doch kaum bestimmt gewesen sein kann?“ Das Altarbild wurde von dem Danziger Bürgermeister Adrian von der Linde - sein Wappen und die Jahreszahl 1647 sind im Bilde angebracht – der Stadt und Kirche Hela geschenkt. Das Bild stellt dar: „Christus vor Pilatus“, es stellt uns jene Gerichtsszene so recht lebendig vor Augen. Kein Geringerer als Rembrandt selbst hat sie gemalt, leider ist das Original von seiner Hand verloren gegangen. Unser Bild ist die Arbeit eines Schülers Rembrandts, der das Original gewiß gesehen hat, womöglich hat gar der Meister diesen oder jenen Zug zu unserm Bilde gegeben. Eine Radierung des Gemäldes befindet sich im Stadtmuseum zu Danzig. Unterhalb des Bildes zeigt der Rahmen ein weiteres Bild in einem schmalen Längsstück, die Einsetzung des heiligen Abendmahls darstellend, dazu den Spruch: „Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“ Oberhalb des Bildes zeigt der Rahmen den Spruch: „Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilet“. Im Jahre 1731 erlebte das Bild seine erste Auffrischung, in neuerer Zeit 1908 die zweite durch Professor Stryowski, Danzig. Auf der Rückwand des Altars sieht man Sprüche und Überreste alter Malereien, die in neuester Zeit bei der Ausmalung der Kirche als Vorbild gedient haben. Zu Füßen des Altarbildes stehen auf einer Erhöhung unter Glasglocken 4 altertümliche Vasen mit künstlichen Blumen. Sie sind Geschenke von Helaer Bürgern, die sie nach Beendigung ihrer Seefahrtszeit aus Dankbarkeit der Kirche gestiftet haben.

 

VI. Die Kanzel.

Kirche Innen, ca. 1920Die Kanzel unserer Kirche ist schon alt, sie befand sich früher gerade gegenüber von ihrer jetzigen Stelle gleich neben der kleinen Eingangstür, jetzt hat sie ihren Platz von dem Altar aus gesehen rechts unter dem Triumpfbogen und ist durch eine besondere Tür und Aufgang von der Sakristei aus zu erreichen. Der oberhalb der Kanzel befindliche Schalldeckel trägt als Symbol die Taube. Die Kanzel ist in Felder eingeteilt, das mittelste Feld zeigt das Fischermark des Vogtes Valentin Plog, der sein Amt in Hela von 1742 - 1752 verwaltet und auch die Bemalung der Kanzel gestiftet hat. Auf allen Seitenfeldern der Kanzel und des Aufgangs stehen Sprüche, auf dem Stück der Wand hinter dem Altar der Spruch auf Holz gemalt: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren“.

 

VII. Die Taufkapelle.

Unsere Kirche weist eine Seltenheit auf, sie hat noch einen Seitenaltar, der in dem sogenannten Putziger Winkel, das ist der nach Putzig zugelegene Teil des Querschiffes, sich befindet. Ein hohes, durchbrochenes Holzgitter trennt diesen Raum von dem Längsschiff der Kirche, und so kann man von einer regelrechten Taufkapelle sprechen. Gerade gegenüber der Tür in der Mitte des Holzgitters steht an der Längswand der einfache Altar, dessen Aufsatz ein altertümlicher Altarschrein bildet, einst ein Schiffsaltar, mir seinen Seitenflügeln und seiner Einrichtung zum Auf- und Zuklappen. Aus ganz alter Zeit stammen die malerischen Darstellungen auf dem Altar. In der Mitte des Mittelfeldes das Bild der Stadt Jerusalem beim Tode Christi, in den Wolken über der Stadt verfinstert Sonne und Mond, zu Füßen des Bildes drei kleine, aus Holz geschnittene Podeste, die einst drei Kreuze getragen haben sollen. Oben im Mittelfeld sehen wir Thomas, Andreas und Matthäus, den unteren Abschluß des Mittelfeldes bildet eine Darstellung des Jüngerkreises, Christus in der Mitte. Der linke Seitenflügel zeigt im oberen Feld die Abnahme Christi vorn Kreuz, im unteren die Hinrichtung des Paulus, die obere Hälfte des rechten Seitenflügels stellt dar Christi Auferstehung, die untere Andreas am Kreuz. Auch die hinteren Flächen der Seitenflügel sind bemalt, der linke zeigt im oberen Teil eine Heilige, im unteren Thomas, der rechte im oberen Teil den gemarterten Sebastian, im unteren Andreas vor seinem Kreuze stehend.

Vor dem Altar steht der wuchtige Taufstein, eine seltene Marmorart, auch Strandgut. Ein sehr alter Holzschnitt, die Grablegung der heil. Anna darstellend, ziert eine Querwand der Taufkapelle; die einzelnen teilweise schon recht beschädigten Gestalten des Schnitzwerks sind recht kunstvoll gearbeitet, sie waren einst kunstvoll bemalt, wovon schwache Reste noch Zeugnis geben. Dieselbe Querwand weist ein altes Epitaph auf, gewidmet dem Andenken der Ehefrau des Predigers Ludwig Beth sen. 1658. - Nicht unerwähnt soll hier der Umstand bleiben, daß der altertümliche Altar in unserer Taufkapelle nach Königsberg weist. Stilistisch gehört er jedenfalls in die Gruppe der norddeutschen Altäre, die unter dem Einfluß der lübischen Kunst stehen. Die Malereien auf der Innenseite der Flügel besitzen mit denen im Altar des Löbenichtschen Spitals zu Königsberg, der sich im Prussia-Museum dortselbst befindet, eine gewisse Verwandtschaft; so haben die auf beiden Altären gemalten Darstellungen, die ,,Grablegung Christi" eine solche Aehnlichkeit, daß man auf das Vorhandensein eines und desselben Malers schließen möchte. Königsberg hatte in jenen alten Zeiten Maler, die Altartafeln malten. So ist die Möglichkeit durchaus nicht von der Hand zu weisen, daß, wie jener Spitalaltar, so auch der Helaer Altar einer Königsberger Werkstätte entstammt.

 

VIII. Der Kirchenschatz.

Kirchturm im Wandel der Zeit - 2Man sollte nicht vermuten, daß eine kleine Dorfkirche, wie die unsere, manchen Schatz birgt. Eine Seltenheit sind die Blaker, von denen unsere Kirche neun große und fünf kleine besitzt, sie sind von zurückgekehrten Seefahrern zum Zeichen ihres Dankes gestiftet. Der zunächst der Sakristei hängende Blaker trägt die Inschrift: David Dirksen1754 d. 7. Sept. Heute ist der Name Dirksen aus Hela verschwunden, wie Mancher andere, von dessen früherem Vorhandensein nur noch die Kirchenbücher und Inschriften auf Grabsteinen, Epitaphien, Leuchtern u. s. w. Zeugnis ablegen. Aus alten Zeiten stammen auch die im Längsschiff der Kirche hängenden Kronleuchter, und zwar vom Altar aus in ihrer Reihenfolge der erste, zweite und vierte. Der erste stammt aus dem Jahre 1650 und trägt die Namen: Caspar Berent, Dafit Jasche, Christoffee Glage, Joachim Pawel, Hans Jasche. Der zweite trägt keine Inschrift, er ist merkwürdigerweise gekrönt von dem russischen Doppeladler. Der vierte stammt laut Inschrift aus dem Jahre 1806 und ist gestiftet „von den dankbaren Bürgern und Seefahrern“. Als Verfertiger des Kronleuchters ist auf demselben Johann George Kühn, Gürtler zu Danzig, angegeben. - In dem Danziger Winkel, das ist der nach Danzig zu gelegene Teil des Querschiffs, steht ein alter holländischer Ofen, auf jeder Kachel ist etwas Anders dargestellt; das Mittelfeld der Vorderseite ist von Zweigen umrahmt und mit einer Krone geziert, und trägt die Inschrift „Vogt, Burgermeister und Ratmenner von Hoela 1788“. Im selben Teil des Querschiffs in der Nähe des Ofens steht ein alter Danziger Schrank, der zur Aufbewahrung von Altarbekleidungen dient. Zwei Zinnvasen mit der Jahreszahl 1759 stehen oben auf dem Schrank. - Unsre Kirche besitzt zwei Abendmahlskelche, einer schlank, einfach, aus Silber, innen schwach vergoldet, ist jetzt nicht mehr im Gebrauch, der andre ist - wahrscheinlich - ein Stück aus dem alten Kirchenschatz, schwer vergoldet, mit zierlichen Ornamenten. Die drei silbernen Abendmahlskannen, die in unserer Kirche im Gebrauch sind, sind Anschaffungen aus neuerer Zeit; die alten Zinnkannen, die die Jahreszahlen 1799 und 1815 tragen, werden jetzt nicht mehr benutzt. Aus alter Zeit stammt auch eine einfache, versilberte Oblatendose. Die heute im Gebrauch befindliche Dose samt Teller ist aus Silber und neu. Für die Krankenkommunion ist ein zierlicher Kelch mit goldener Schale vorhanden, dazu eine silberne, schwer vergoldete Oblatendose mit Teller.

 

IX. Das Pfarrhaus und die Schule.

Das alte Pfarrhaus, daß seit 1754 gestanden hatte und in seiner altertümlichen Gestalt, mit seiner Diele, seinen Ecken und Nischen recht romantisch anmutete, war Ende des 19. Jahrhunderts schon längst baufällig, aber erst zu diesem Zeitpunkte konnte aus pekuniären Gründen ein neues Pfarrhaus gebaut werden. Das neue Haus, seit 1893 stehend, ist ein geräumiger, moderner Bau und liegt recht hübsch, von Wein berankt, von zwei großen, alten Bäumen, einer Eiche und einer Pappel beschattet, in dem winzig kleinen Pfarrgarten. Das alte Schulhaus, das sich in seinem Äußeren nur wenig von einem Fischerhaus unterschied, stand seit 1817, war aber in keiner Weise zureichend und mußte 1883 durch ein neues Gebäude ersetzt werden, das wohl äußerlich einen etwas nüchternen Eindruck macht, aber recht wohnlich ist und allen Anforderungen entspricht.

 

X. Der Kirchhof.

GrabsteinDer Kirchhof ist ein Schmuck des Ortes. Seit alters her bemühen sich die Helaer, ihre Gräber in schönster Ordnung zu halten, ja es wird gewissermaßen ein Luxus damit getrieben. Hauptsächlich im Frühjahr und zum Totenfest wird alles so schön wie möglich geschmückt; in schönen Sommertagen, namentlich in der Rosenzeit könnte derBesucher des Kirchhofs glauben, durch einen lieblichen Garten zu wandeln, denn die Hügel verschwinden fast unter Blüten und Grün, wenn nicht die ernsten Tafeln und Kreuze dem Wanderer ihr ,,rnemento mori“ zuriefen. Auf dem Friedhof steht seit fast 300 Jahren der alte Stein, den die Abbildung zeigt. Es ist der Grabstein der Ehefrau des Vogtes Jeschke, die 1646 begraben wurde. In seiner Nähe, gleich rechts von der Eingangstür zur Kirche erhebt sich, von einem Gitter umgeben, ein schlichter Obelisk, das Denkmal für die im Weltkrieg gefallenen Mitglieder der Kirchengemeinde Hela. Reicher Blumenschmuck, in wehmütiger Trauer und dankbarem Gedenken gespendet füllt den von dem Gitter umhegten Raum das ganze Jahr hindurch.

 

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