Wie in allen Teilen Norddeutschlands, von Hollands Grenze bis hin nach Memel, wurde auch in Hela ein sehr ausgeprägtes Plattdeutsch gesprochen. Dies unterscheidet sich jedoch vom Platt des umliegenden Sprachraumes (pommersches, ostpreußisches und Danziger Platt) deutlich. Bei unseren Recherchen wurde uns immer wieder bestätigt, dass das Heelsche Platt mit der holländischen Sprache verwandt zu sein scheint. So berichteten die Heelschen wiederholt von Gesprächen mit Holländern, bei denen man überraschend feststellte, dass man sich problemlos in Holländisch und heelschem Platt miteinander unterhalten konnte [1].

Dr. Ulrich Tolksdorf schreibt in seinem Werk „Die Fischerfamilien von Hela 1900-1984“ [2]: „Ihre Mundart [...] weist eine totale Selbstständigkeit auf – sprachwissenschaftlich ist sie am ehesten noch dem Sprachgebiet des Ostpommerschen zuzuordnen. Nach dem Selbstverständnis der Fischerfamilien sehen sie eine Verwandtschaft ihrer Mundart zu niederländischen und flandrischen Regionen.“

Hier liegt die Vermutung nahe, dass zwischen Holland und der Besiedelung Helas ein Zusammenhang besteht, dies konnten wir bislang jedoch nicht mit weiteren Indizien untermauern. Möglicherweise haben sich holländische Kaufleute und Seeleute im Mittelalter in Alt-Hela niedergelassen und so einen Einfluss auf die heelsche Sprache gehabt.

Fischer nach getaner Arbeit - Hela - ca. 1904Dieses, wie vieles andere zur Geschichte und Besiedelung Alt-Helas, bleibt aber momentan noch ein zu lüftendes Geheimnis und gibt so immer wieder Anlass zu neuen Spekulationen.

Zur Vertiefung in dieses Thema bieten sich die unten angegebenen Schriften von Ulrich Tolksdorf an.

Nachstehend ein Text im heelschen Platt mit entsprechender hochdeutscher Übersetzung mit dem Ziel die Sprache nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Karl Holl, Jg. 1924 und ehemals aus Hela, hat den untenstehenden Text gesprochen.

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Dat Heelsche Plaat

- Duomet dat Heelsche Plaat nich ganz verdjiete ward -

Em Sommer, wenn eck morjens en Heel wuock wurd, denn rickte de Lofft ell nuo fresch djerekerde Fesch, Flinder on Uuol, de wurden djilicks morjens djerekerd, duomet se dagsiewer aan de Buodedjäste verkofft ware kunnen. Dann stunden de Frujjes aan de Struot on haden op ee Desch de freschdjerekerde Fesch opdjestellt on priesden se de Buodedjäste aan.

Bevar dat uober sowiet wer, haden se uober ell vieel Uorbeit met de Fesch djehadt. Om Klock dree morjens fohren de Männer met ihr Kuohn op See on huolden dat Uuoltau aan Land. Se brochten de Fesch nuo buowen to ihre Frujjes on fohren wedder los, om nuo Toobs to fesche fahr Bestich fahr de Aangels.

En disse Tid moken de Frujjes de Fesch sauber toom Rekere. Wenn de Männer denn vom Toobsfesche nuo Huus kamen, wurd djefresteckt on denn mußt dat Tau utdjeschluoje waare, dat heet, de Aangelschnoor mußt von de Taumolle aafdjekluort waare on de Aangels op eene Klaamer opdjehuokt waare. Wenn de Fesche sauber weren on aan de Lofft gedrejt weren, denn wurd de Rekeruowe aangestuoke on de Fesch in daemm Rekeruowe engehängt on djerekert.

En desse Tid versorjden de Frujjes de Buodedjäste met Fresteck on mooken em Huus aales kluor, wielt se nuorhier dje de Fesch verkoope mußten. Maanche Frujjes haaden uck all e junget Mieeke, daat en em Huusholt helpe deed. Wenn Meddaj djejiete wer, kunnen sich de Männer ne goode Stund op dat Ohr hennhaue on e bietje schluope. Denn mußten se wedder los on de Aangels utsette fahr de niechste Nacht. Toom Sonnenundergaang weren se daenn wedder to Huus.

Das Heelsche Platt

- Damit das Heelsche Platt nicht ganz vergessen wird -

Im Sommer, wenn ich morgens in Hela wach wurde, dann roch die Luft nach frisch geräuchertem Fisch, Flunder und Aal, die wurden gleich morgens geräuchert, damit sie tagsüber an die Badegäste verkauft werden konnten. Dann standen die Frauen an der Straße und hatten auf einem Tisch die frisch geräucherten Fische aufgestellt und priesen die den Badegästen an.

Bevor das aber soweit war, hatten sie aber sehr viel Arbeit mit dem Fisch gehabt. Um drei Uhr morgens fuhren die Männer mit ihrem Kahn auf See und holten das Aaltau an Land. Sie brachten den Fisch nach oben zu ihren Frauen und fuhren wieder los um nach Tobiasfischen als Bestich (Anm.: Köder) für die Angeln zu fischen.

In dieser Zeit machen die Frauen den Fisch sauber zum Räuchern. Wenn die Männer dann vom Tobiasfisch fischen nach Hause kamen, wurde gefrühstückt und dann musste das Tau ausgeschlagen (Anm.: Säubern und Aufbereiten) werden, das heißt, die Angelschnur musste von der Taumolle (Anm.: Vorrichtung zum ordentlichen Transport der Angeln und Schnüre) aufgeklart werden und die Angeln auf einer Klammer angehängt werden. Wenn die Fische sauber waren und an der Luft getrocknet waren, dann wurde der Räucherofen angesteckt und der Fisch in den Räucherofen eingehängt und geräuchert.

In dieser Zeit versorgen die Frauen die Badegäste mit Frühstück und machen im Haus alles klar, weil sie nachher ja den Fisch verkaufen mussten. Manche Frauen hatten auch ein junges Mädchen, das ihnen im Haushalt half. Wenn Mittag gegessen war, konnten sich die Männer eine gute Stunde auf das Ohr hauen und ein bisschen schlafen. Dann mussten sie wieder los und die Angeln aussetzen für die nächste Nacht. Zum Sonnuntergang waren sie dann wieder zu Hause.

 

 

Hannes Holtfester, 01.06.2015 

Bitte beachten Sie auch unseren Artikel "Hineinhören in die Heelsche Mundart".

[1] Vgl. Die Ursprungssagen des Dorfes Hela, Prof. Ulrich Tolksdorf
[2] Die Fischerfamilien von Hela, Dr. Ulrich Tolksdorf, Aufsatz erschienen 1983/1984 in Acta Borussica, Zentralarchiv für altpreussische Volkskunde und Landesforschung

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