Buchrezension: Sie lebten vom Meer

Die einstige Küstenfischerei in West- und Ostpreußen, in Pommern, Mecklenburg und Norddeutschland

Autor Günter Spurgat hat seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen ein weiteres Werk hinzugefügt, das seit Mai 2023 käuflich zu erwerben ist. Hierin betrachtet er den Zeitraum von etwa 1800 bis zum Zweiten Weltkrieg und thematisiert die einstige Küstenfischerei in Ost- und Westpreußen, Pommern und Mecklenburg bis hinauf an die dänische Grenze und endet mit einem „Sprung“ hinüber an die schleswig-holsteinische Nordseeküste.

Nach einführenden Worten über Küstenfischerei, Fischarten sowie Fanggeräten und -methoden arbeitet Günter Spurgat sich mit Hilfe historischer Karten und Fotos die lange Küstenlinie entlang. Er führte viele Gespräche mit Fischern, die freimütig und ungeschönt von ihrem Leben, den Sorgen und Nöten erzählt haben. „Ich mag die klare, direkte Sprache dieser Menschen“, erklärt der Autor. Diese persönlichen Gespräche ermöglichten ihm, das Leben der Menschen an der Küste anschaulich zu schildern und das oft karge Leben der Fischer erneut zum Leben zu erwecken.

Auch Hela findet sich wieder

Auch das Leben unserer Vorfahren in Hela findet sich auf sieben Seiten in Text und Fotos wieder. Wussten Sie, liebe Leser, dass mehrere Fischer zur Kieler Förde nach Ellerbek entsandt wurden, um die dortige Methode des Räucherns von Fischen, insbesondere der Kieler Sprotten, zu erlernen? So entstand in den 1880er-Jahren auf Hela eine große Räucherei, die den Großteil der Fischanlandungen verarbeitete. Weiter thematisiert wird der Aufstieg Helas in ein kleines Seebad mit Bahnanschluss und Kurhaus, der den Fischerfamilien Möglichkeit bot, sich an neuen Erwerbsquellen zu beteiligen.

Günter Spurgat schlägt gekonnt in sich geschlossenen Kapiteln einen weiten Bogen, der Geschichtliches, Statistiken, Interviews, Zitate und Gespräche mit Zeitzeugen einschließt. Das lässt den Lesern jederzeit die Möglichkeit, das Buch – falls es denn nicht anders geht – auch mal aus der Hand zu legen, ohne Sorge zu haben, den Faden zu verlieren. Das macht das Buch zu einem unterhaltsamen und informativen Lesevergnügen zugleich. Wer noch intensiver auf Spurensuche gehen mag, findet im Anhang umfangreiche Bild- und Literaturhinweise.

Uta Robbe