Radierung HelaWie entlang der gesamten Ostseeküste, gab es auch vor Hela bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele Fälle von Piraterie. Die Stadt Putzig, nahe der Halbinsel gelegen, spielte hier eine besondere Rolle.

Die pommersche Küste war seit jeher ein Ausgangsort der Piraterie in der Ostsee. Teils unter dem Schutze der Hanse, wurden viele Kauffahrer anderer Nationen angegriffen und deren Schiffe gekapert.


So heißt es in der Chronik von Hela von M. Struck, dass sich 1511 folgendes ereignete: „Die Lübecker hatten erfahren, dass unter dem Schutze von vier Kriegsschiffen eine Flotte Frachtschiffe nach Danzig unterwegs war. Sie schickten ihnen 16 bewaffnete Schiffe entgegen, welche die Schiffe zwischen Hela und Rixhöft antrafen, die Lübecker waren im Vorteil, die Flotte entfloh, mehrere nach Danzig, die anderen wurden beraubt, die Schiffe in Brand gesteckt, die Leute ertranken oder wurden gefangengenommen.“

Zu Beginn der polnisch-schwedischen Konflikte im 1. Nordischen Krieg  1558 bauten die Polen Putzig, nördlich von Gdingen an der Ostseeküste gelegen,  zur Festung und Flottenstation aus. Hier wurden viele Soldaten für den Dienst in der polnischen Marine angeworben.

Putzig zog aber auch noch eine andere Art Menschen an: Seeräuber. Es heißt „Es war Putzig eine Werbestadt für Abenteurer mancher Art“. Diese, aus verschiedensten Nationen und Regionen kommend (meist Deutsche, Polen, Lifländer, Franzosen, Schotten, Dänen und Saßnitzer) und unter verschiedenen Flaggen fahrend, waren vom polnischen König durch einen Kaperbrief bevollmächtigt worden Schiffe feindlicher Nationen anzugreifen und sich an der Ladung zu bereichern.

Danzig wollte an diesen Raubzügen keinen Anteil haben, der Danziger Kastellan führte aber eine Oberaufsicht über die „Geschäfte“, d.h. er händigte den Seeräubern Freibriefe aus und kontrollierte den Raub. Das zuständige Gericht hatte seinen Sitz in Putzig, und für Putzig wurde das Unwesen der Seeräuber schnell ein lukratives Geschäft, da sämtliche Piraten ihre Beute in den Putziger Hafen bringen mussten, um den Danziger Kaufleuten, die durch die Piraterie natürlich nicht zu Schaden kommen sollten, ihr etwaiges Eigentum auszuliefern.

Dass die Seeräuber aber auch mit Gegenwehr rechnen mussten, zeigt ein Vorfall aus dem Jahr 1812, als ein Kaperschiff von einem schwedischen Kriegsschiff verfolgt wurde und vor Hela strandete. Die Besatzung rettete sich an Land und suchte Schutz in den Dünen und im Wald. Das Schiff der Seeräuber wurde vom Kriegsschiff der Schweden vollständig zerstört.

Details zum Putziger Seeräuberunwesen sind den Putziger Gerichtsakten und Verhandlungsprotokollen aus den Jahren 1511 bis 1605 sowie dem Buch „Geschichte des Kreises Putzig und Neustadt“ von F. Schultz, erschienen 1907, zu entnehmen.

Hannes Holtfester, 17.07.2015

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